Natriuretische Peptide

Das Schwartz-Bartter-Syndrom (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion, SIADH) und das zerebrale Salzverlust-Syndrom (CSWS) sind klinisch schwer zu differenzieren. Während beim SIADH eine unangemessen hohe Ausschüttung von ADH mit Hypervolämie im Vordergrund steht, führt beim zerebralen Salzverlust-Syndrom eine vermehrte Natriumausscheidung zu einer Hypovolämie. Da die Therapie entgegengesetzt ist, die Volumenverhältnisse bei Patienten z.B. mit Hirntumoren oder Schädel/Hirntraumata oft schwer einzuschätzen sind (der menschliche Organismus verhält sich wie ein Schwamm und nur ein relativ geringer Anteil der Flüssigkeit ist in der Zirkulation) und eine „Henne-Ei“ Problematik erschwerend hinzukommt (eine Hypervolämie bei SIADH kann sekundär auch zu Natriurese führen, während eine Hypovolämie bei CSWS sekundär auch zu ADH-Ausschüttungen führen kann) , ist die in diesen Arbeiten erstmals gezeigte Differenzierung beider Syndrome durch Messung der natriuretischen Peptide klinisch bedeutsam.

Exemplarische Publikationen:

1. Berendes E, Walter M, Cullen P, Prien H, Schulte M, Horsthemke J, van Aken H, von Wild H, Scherer H. Brain natriuretic peptide secretion in patients with aneurysmal subarachnoid haemorrhage. Lancet 1997;349:245-249.

2. Walter M, Berendes E, Claviez A, Suttorp M. Inappropriate secretion of natriuretic peptides in a patient with a cerebral tumor. JAMA 1999;282:27-28.

3. Berendes E, Schmidt C, van Aken H, Raufhake C, Grosse Hartlage M, Rothenburger M, Scheld HH, Walter M. Atrial and brain natriuretic peptide in cardiac surgical procedures. Anesth Analg 2004;98:11-19 .

4. Berendes E, Cullen P, Van Aken H, Zidek W, Erren M, Hubschen M, Weber T, Wirtz S, Tepel M, Walter M. Endogenous glycosides in critically ill patients. Crit Care Med. 2003;31:1331-7.

5. Berendes E, Schmidt C, van Aken H, Grosse Hartlage M, Wirtz S, Reinecke H, Rothenburger M, Scheld HH, Schlüter B, Brodner G, Walter M. Reversible cardiac sympathectomy by high thoracic epidural anesthesia im­proves regional left ventricular function in patients undergoing coronary artery bypass grafting. A randomized trial. JAMA. Surgery 2003;138:1283-1290.

 

 

 

Abbildung: Natriuretische Peptide

Aufgrund der besonderen Bedeutung einer jederzeit ausreichenden Blut-Zirkulation gibt es zahlreiche Mechanismen Wasser im Körper zu halten (oberer Teil der Abbildung). Mit den natriuretischen Peptiden war erstmal ein Gegenspieler identifiziert worden, der Natrium und Wasser aktiv ausscheidet. Der Hauptsyntheseort ist das Herz, da dort die Ausschüttung durch Dehnungrezeptoren induziert wird. Zum Teil werden die natriuretischen Peptide aber auch im Gehirn synthetisiert mit letztlich nicht genau bekannter Funktion. Bei Schädel-Hirn-Verletzungen kann insbesondere das BNP (brain natriuretic peptide) vermehrt ausgeschüttet werden und das zerebrale Salzverlust-Syndrom (CSWS) mit nachfolgender Hypovolämie verursachen.